Fledermäuse

Fledermaus auf Wohnungssuche (11.09.2012)
 
In den Monaten August und September passiert es immer wieder, besonders in Großstädten wie Berlin: Fledermäuse fliegen in Wohnungen ein – einzelne Tiere, aber auch größere Gruppen – und sorgen für Verunsicherung oder gar Entsetzen der eigentlichen Bewohner. Was hat es mit diesen Invasionen auf sich? Sind die Tiere verrückt geworden oder gar gefährlich?

„Fledermäuse sind völlig harmlos und fliegen Menschen weder in die Haare noch ins Gesicht. Im August und September zeigen einige Arten aber ein sogenanntes Invasions-Verhalten, das vermutlich dem Erkunden möglicher Winterquartiere dient“, erklärt Prof. Dr. Theo Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer.

Besonders die winzige Zwergfledermaus, so groß wie eine Streichholzschachtel, zieht es in Gebäude. Dort verkriechen sich die Tiere hinter Bildern, Vorhängen oder in Bodenvasen etc. Verlassen die ungebetenen Gäste die Wohnung nicht gleich wieder, hilft ein Anruf bei der kommunalen Naturschutzbehörde, beim Naturschutzverband oder im Veterinäramt. Dort existiert in der Regel eine Liste von Experten, die beraten oder die streng geschützten Tiere fachgerecht ins Freie befördern.

Wer den Tieren selber helfen will oder eine verletzte oder flugunfähige Fledermaus auf der Straße findet, darf sie nicht mit bloßen Händen anfassen. „Fledermäuse können die Fledermaustollwut übertragen. Die unterscheidet sich zwar von der klassischen Fuchstollwut, ist für den Menschen aber genauso gefährlich“, warnt Mantel.

Übertragen wird die Tollwut mittels Bissverletzung über den Speichel des infizierten Tieres. In Berlin beispielsweise werden bei Fledermäusen jährlich etwa fünf Infektionen mit dem sogenannten Europäischen Fledermaus-Lyssavirus (EBLV-1 und -2) festgestellt, die derzeit verfügbaren Tollwut-Impfstoffe wirken aber auch gegen diese Viren.

Gefahr, von einer tollwütigen Fledermaus angefallen und gebissen zu werden, besteht aber weder für Mensch noch Tier. Um Hund oder Katze, die mit einem verletzten Tier in Kontakt kommen könnten, wirksam vor dieser tödlich verlaufenden Krankheit zu schützen, sollte man sie regelmäßig gegen Tollwut impfen lassen.

Darstellungen der Medien, nach denen unsere Fledermausbestände »massiv mit Tollwut durchseucht« seien, verbreiten Panik und sind nicht zu rechtfertigen. Der Prozentsatz Tollwut-kranker Fledermäuse ist bisher gar nicht bekannt. Im WHO-Rabies Bulletin des Friedrich Löffler Instituts (FLI) werden jährlich 5 bis 17 tollwütige Fledermäuse in Deutschland registriert (104 Fälle in den letzten 10 Jahren). Seit 1977 starben in ganz Europa 5 Menschen an Fledermaustollwut. Doch auch wenn diese Zahlen gering erschei- nen: Fledermausbisse sind unbedingt zu vermeiden, und sollte auch nur der leiseste Verdacht auf eine Bissverletzung bestehen, muss der Betroffene geimpft werden.

Tipps zum Umgang mit aufgefundenen Fledermäusen
• Fledermäuse, die am Tage (sie sind ja nachtaktiv) aufgefunden werden, sind wahrscheinlich krank oder geschwächt.
• Wer helfen will:
o Die Fledermaus nicht mit bloßen Händen anfassen!
o Das Tier entweder mit dicken Handschuhen (Arbeits- oder Gartenhandschuhe) aufnehmen oder vorsichtig in ein dickes (Hand)Tuch wickeln und in eine verschließbare Pappschachtel setzen; den Deckel am besten mit einem Gummiband oder Klebestreifen so befestigen, dass die Fledermaus ihn nicht abheben kann.
o Am Karton höchstens stecknadelkopfgroße Luftlöcher anbringen. Evtl. ein Schälchen (Deckel eines Gurkenglases o. ä.) mit frischem Wasser anbieten, denn die Tiere sind meist sehr durstig. Hilfreich ist auch etwas Zellstoff oder Küchenpapier im Karton, damit sich der kleine Gast festhalten und verstecken kann.
• Die Naturschützbehörde, einen Fledermausbeauftragten, das Veterinäramt oder einen Tierarzt verständigen! Die Experten wissen, was zu tun ist oder nehmen das Tier auf.
• Ganz wichtig sind die Funddaten – auch zur Nachverfolgung bei einem evtl. mit Tollwut infizierten Tier! Darum immer den genauen Fundort, die Fundzeit und eine Kontaktperson angeben, die die Umstände des Fundes mitteilen kann.
• Im Falle eines Bisses oder einer Verletzung der Haut die Stelle gründlich mit Wasser und Seife waschen und desinfizieren! Unverzüglich einen Arzt oder eine Tollwutberatungsstelle aufsuchen, auch wenn nicht sicher ist, ob wirklich eine Bissverletzung besteht oder wenn ein Kind unbeaufsichtigt mit einer Fledermaus umgegangen ist.

Wer hilft und berät?
Nationales und WHO Referenzzentrum für Tollwut, Institut für Epidemiologie, Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, Seestraße 55, 16868 Wusterhausen, 033979 / 800

Robert-Koch-Institut, Nordufer 20, 13353 Berlin, 030 / 18754-0

Umweltministerien der Länder, Landesumweltämter, ehrenamtliche Fledermausregionalbetreuer, Naturschutzverbände

Zuständige Lebensmittel und Veterinärämter | zuständiger Amtsarzt, örtliche Tollwutimpf- und -beratungsstellen
 
Quelle: "BTK"
zur Verfügung gestellt vom Portal: "Tiergesundheit aktuell"